NUN Electro / Das Schwarze System „Depression“

Im Sommer 2023 habe ich angefangen, das polnische Projekt NUN Electro zu unterstützen. NUN Electro ist die Fortführung der Band NUN von Mastermind Olav Sharx, zusammen mit der neuen Sängerin Inga Habiba, die in Polen über ihre Band Lorien bekannt ist.

Ich habe habe ein paar ihrer Demos neu produziert. Beim Song „Depression“ stellte sich eine gewisse Magie bei unserer musikalischen Symbiose ein, so dass wir uns zu einer Veröffentlichung entschieden.

Es handelt sich also um keinen klassischen Remix, sondern eine waschechte DSS Produktion, basierend auf den Ideen von Inga und Olav. Wer Coldwave und Post-Punk mag, kennt sicherlich den Song „Gallowdance“ von Lebanon Hanover. Dieser diente als Inspiration für „Depression“.

Hier ist der Song für eure Playlists.

Übrigens gab bereits im Jahr 2004 eine Zusammenarbeit zwischen DSS und NUN. Damals habe ich einen Remix des Songs „Stop!“ gefertigt, der jedoch nicht offiziell veröffentlicht wurde.

Hier ist übrigens die originale Version von „Depression“.

25 Jahre „Neuland“ Maxi-CD

Am 29.12.1997 veröffentlichen wir in Eigenregie unsere bisher einzige reguläre CD. „Neuland“ erschien in einer Auflage von 500 Stück auf dem Label Inferno Music von Bernward Büker. Das ist inzwischen satte 25 Jahre her und Grund genug zum Feiern.

Aus diesem Anlass wurde eine 3-Track Version der Maxi-CD über unseren digitalen Vertrieb recordJET veröffentlicht. Das heißt, dass „Neuland“ jetzt endlich auf allen Streaming und Download Plattformen verfügbar ist.

Übrigens wurde zwecks Social Media Promotion ein kleiner Trailer erstellt. Aufmerksamen Ohren dürften dezente Overdubs über die Originalversion auffallen. Der Trailer ist hier auf unserem YouTube-Channel zu finden.

Viel Freude damit!

Remix von Kontrast „Ostseekind“

Als ich das aktuelle Kontrast Album „Unaufhaltsam“ im letzten Jahr das erste Mal und eher zufällig hörte, war ich davon recht schnell angetan. Für mich wurde es zum Szene-Release des Jahres 2019 und das hat ganz einfache Gründe. Kontrast liefern ein reifes Album mit Tiefgang, das beim Hören nie langweilig wird und dessen Klangwelten in Verbindung mit sehr guten deutschen Texten faszinieren. Diese Songs erzählen Geschichten und werden durch komplexe Arrangements und ausgefeilte Sounds unterstützt, die nicht ausgelutscht klingen. Das Album hat einige Highlights, aber insbesondere hat es mir der Song „Ostseekind“ mit seiner Melancholie, (N)ostalgie und Weite angetan, der so gar nicht szenetypisch klingt und zum Ende hin sogar noch einen kleinen akustischen Querverweis zu Joy Division enthält. Der Song ist ganz großes Kino und weckte sicherlich auch persönliche Emotionen und Erinnerungen. „Als Kind denkt man nie an Vergänglichkeit“.

Bereits 2019 wuchs mein Wunsch, mit dem neuen Material von Kontrast arbeiten zu dürfen. Als im Sommer 2020 die Ankündigung kam, dass „Ostseekind“ als Single ausgekoppelt wird, sprach ich die Band einfach mal an und fragte, ob sie Interesse an einem Remix hätte. Zu meiner großen Freude gab es grünes Licht. Aber nun hatte ich ein Problem. Wie will man einen nahezu perfekten Song remixen und diesem eine neue Facette geben? Ist die DSS-Handschrift überhaupt geeignet für solch einen Song oder würde sie dessen Stimmung zerstören? Ich war unsicher, aber nach einem holprigen Start flossen die Ideen.

Es ist der bisher aufwändigste Remix ist, den ich produzierte. Die Produktion ist eine Neuinterpretation mit einem hohem Anteil von eigenem Soundmaterial und eine akustische Reise mit dem DSS-Zug von Berlin an den Ostseestrand in 7:30 min. Etwa 3-4 Monate Produktionsarbeit flossen hinein. Die Dinge entwickelten sich immer weiter und auch durch viele Diskussionen mit Andreas, der sich inhaltlich und als erster Kritiker einmischte, entstanden weitere Ideen und die Sache wurde runder. Endgültig fiel mir aber erst ein Stein vom Herzen, als sich Roberto und Dirk positiv zum fertigen Produkt äußerten. Heute erschien mit dem Titeltrack „Unverwundbar“ die mittlerweile sechste Single-Auskopplung aus dem Album „Unaufhaltsam“ und wir sind sehr stolz, dass der Das Schwarze System Mix von „Ostseekind“ darauf enthalten ist. Viel Freude damit!

Ein paar Worte zum Thema Remixe

Unser Anliegen ist es, einen geeigneten fremden Song zu adaptieren und im eigenen Soundgewand erklingen zu lassen. Bei „Memories“ wurden daher, bis auf die Vocals, fast ausschließlich eigene Sounds verwendet. Es gibt im Hintergrund lediglich einen perkussiven Sound, den ich übernommen habe. Der klingt so typisch im Original und erinnert an ein tickendes Uhrwerk. Der Rest wurde mit eigenen Sounderzeugern selbst gebastelt. Daher gibt dieser Remix auch einen guten Einblick, wie DSS im Jahr 2020 klingt, da von uns ja noch kein neuer Song veröffentlicht wurde.

Die Bezeichnung Remix trifft es daher eigentlich gar nicht, der Begriff Coverversion mit originalen Vocals wäre passender. Dies führt dazu, dass der originale Song durch die DSS Brille betrachtet neu interpretiert wird. Ziel ist es, die Stärken des Originals mit der Corporate Identity des DSS Sounds zu verschmelzen. Dies kann natürlich nur gelingen, wenn einen das Original selbst anspricht und Emotionen auslöst. Es fließt zudem viel Zeit in die Umsetzung der Mixe und das ist nicht mal so nebenher erledigt.

In den letzten Monaten arbeitete ich an einem weiteren Remix, dessen Original mich fasziniert und inhaltlich anspricht. Es wird noch nicht verraten, aber der Mix wird demnächst als Bonustrack auf einer neuen Single der Band erscheinen. 

Die neuen Remixe werden von mir produziert, weil dies primär eine studiotechnische Aufgabe ist. Andreas ist jedoch erster Kritiker der Umsetzungen und gibt wertvolle Tipps und Feedback, wohin sich das Klangbild entwickeln sollte. Ansonsten konzentriert er sich eher auf die Weiterentwicklung unserer eigenen Songs und seiner Vocals. Für mich ist es eine erfrischende Abwechslung zur Produktion der neuen DSS Titel und eine Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln, technisch und musikalisch. In den nächsten Monaten wird der Fokus jedoch wieder auf den eigenen Produktionen liegen.

Remix von Outsized ft. digital ENERGY „Memories“

Es hat 15 Jahre gedauert und heute ist es endlich so weit. Mit einem Remix für unsere Freunde digital ENERGY und Outsized und gehen wir wieder an den Start bzw. erscheint die erste offizielle DSS Produktion seit 2005. Die originale Single wurde von Rob Dust produziert und als Remixer treten weiterhin noch Beyond Border, Midnight Resistance und Dominatrix an.

Die Produktion hat viel Spaß bereitet und gibt einen kleinen Einblick in den heutigen DSS Sound nach so langer Zeit. Wir hoffen, dass es euch gefällt.

Quo vadis DSS?

In den letzten Jahren war es ruhig um DSS. Neue Musik? Fehlanzeige. Nach der „Electrobeat“ Phase kam nichts mehr. Die letzten Produktionen liegen inzwischen über 15 Jahre zurück, abgesehen von sporadischen Remixen für befreundete Bands. Facebook diente als Anlaufstelle, um zu zeigen, dass das Projekt nicht komplett tot ist. Neue Musik? Fehlanzeige. So wurde diese Anlaufstelle eher eine Art Nachlassverwaltung von DSS und speziell von „Electrobeat Vol. II“. Ja, dieses Album wurde 2010 noch professionell gemastert und anschließend digital veröffentlicht und ist von Spotify, Apple Music, Amazon bis YouTube überfall verfügbar und erreichte so auch Leute, die es vorher nicht erreichte. Aber das Album wurde bereits 2003 produziert. Neue Musik? Fehlanzeige.

Hinter den Kulissen passierte etwas mehr, aber nichts, worüber es sich zu berichten lohnte. Erste neue Songideen für DSS entstanden von Falk bereits 2006, aber die Dinge gerieten immer wieder ins Stocken und kamen nicht über den Demo-Status hinaus. Eine klare Richtung fehlte ebenso wie die Motivation, die Dinge auch abzuschließen. Persönliche Prioritäten änderten sich. Sicher war nur, dass kein „Electrobeat Vol. III“ folgen sollte, da dieses Konzept ausgereizt erschien. Und je länger Falk darüber nachdachte, umso mehr führten die Gedanken wieder zurück zu den Anfängen, zur ursprünglichen Idee der Band. Wer DSS erst nach der Jahrtausendwende kennenlernte, wird überrascht sein, dass es ein Davor gab.

Diese Anfänge liegen nämlich weit vor „Electrobeat“, als zwei Jungs aus dem Berliner Norden ihre Kreativität nutzen wollten, um gemeinsam musikalisch etwas auf die Beine zu stellen. Nach einigen Jahren Vorgeplänkel ging es Ende 1993 los. Wir hatten einen großen Traum und machten in völliger Selbstüberschätzung unser Ding, aber waren dabei immer authentisch. Wir machten primär kleinere Berliner Clubs unsicher, als auch den Offenen Kanal in Berlin (OKB) mit schlechten Videoproduktionen. Manchmal verreisten wir sogar für unsere Auftritte, ob nun nach Böhlendorf oder nach Chemnitz auf eine Depeche Mode Party. Und vor allem nahmen wir über die Jahre verschiedene Demos in verschiedenen Studios mit verschiedenen Produzenten auf und hofften auf einen Plattenvertrag. Unseren größten Erfolg hatten wir mit dem Song „Dschungel der Gefühle“ im Frühjahr 1997 auf Radio Fritz, was uns zur folgenden Eigenproduktion unserer „Neuland“ Maxi-CD motivierte.

1999 kam nach recht intensiven 5 Jahren im Szene Untergrund jedoch der Split, kurze Zeit nachdem „Neuland“ veröffentlicht und daraufhin der erste Plattenvertrag bei einem kleinen Label an Land gezogen wurde. Endlich hatten wir erreicht, wofür wir die Jahre kämpften. Wir feilten an der Produktion des Debütalbums. Wir gingen als Support der schwedischen Electropunks Cat Rapes Dog auf eine kleine Tour. Aber mit der Produktion waren wir aus verschiedenen Gründen schlicht überfordert. Der Druck wuchs, wir waren mit dem neuen Material trotz guter Ansätze selbst nicht zufrieden, das Label war nicht zufrieden und es kam zwischen uns zu gegenseitigen Vorwürfen. Es gab dann einen großen Knall und nach einem letzten gemeinsamen Konzert in Zwickau im Frühjahr 1999 gingen wir musikalisch und privat erst einmal für lange Zeit getrennte Wege. Der Traum war geplatzt, der Plattenvertrag wurde aufgelöst und das unfertige Album (Arbeitstitel „Rausch der Sinne“) verworfen.

Falk versuchte, mit der Grundidee von DSS alleine weiter zu machen. Ein neuer Sänger wurde nicht gesucht. Mit einer Neuproduktion von „Blinder Passagier“ (Synthetics Mix) kam es zu einem weiteren kleinen Erfolg, sowohl in der untersten Szene, aber auch wieder einmal beim Radiosender Fritz. Im Jahr 2000 stieß Marco Schwarz zum Projekt dazu, der bereits in den 80ern Synthesizer programmierte und völlig neuen Input brachte. Es entstanden viele neue Songideen und die Ausrichtung wurde elektronischer und reduzierter. Das war auch dem geschuldet, dass Falk sich nicht als richtigen Sänger betrachtete und der Fokus mehr in Richtung Klänge und Sounddesign ging. Die beiden 2002 und 2003 produzierten Alben „Electrobeat Vol. I“ und „Electrobeat Vol. II“ dienten primär der Promotion, um mit DSS noch einmal bei Labels vorstellig zu werden. Das Interesse war überschaubar, aber mit Black Flames Records in Polen gab es immerhin ein Label, welches sich für das Projekt interessierte. Leider musste der Betreiber 2004 den Labelbetrieb aufgeben. Falk fühlte sich nach all den Jahren leer und ohne weitere Motivation für die Musik. Persönliche Veränderungen sorgten zudem für eine Fokus Verschiebung. Die letzte Produktion war der eigene Remix des Titels „Electrobeat“ (Bass Line Dub). Marco Schwarz erklärte zum Jahresende seinen Ausstieg bei DSS. Andreas wiederum probierte sich in diesen Zeit ebenfalls aus und begann, eigene Songs zu schreiben und mit Hilfe eines musikalischen Partners zu vertonen. Kontakt zwischen uns gab es in dieser Zeit keinen.

Manchmal sind es diese Zufälle im Leben, die es bedarf. Im Jahr 2006 liefen wir uns in der Berliner S-Bahn zufällig über den Weg, kamen ins quatschen, trafen uns hin wieder wieder und sind seitdem in losem Kontakt. Die Vergangenheit haben wir hinter uns gelassen. 2010 kam es sogar zu einem neuen gemeinsamen Song mit dem schönen Titel „Herbst“. Das entstand spontan und ohne für DSS geplant zu sein. Im Gegensatz zu den letzten gemeinsamen Songs fühlte es sich richtig gut an. Den Demo-Status verließ dieser Titel auch nicht und das ist nun auch wieder 9 Jahre her. Wir waren noch nicht so weit, die Dinge konsequent anzugehen und auch zu vollenden. Wichtiger war, dass wir uns wieder verstehen, uns zuhören können bei kreativer Arbeit.

Falk produzierte hin und wieder an weiteren Ideen, aber „Herbst“ sollte eine gemeinsame Ausnahme bleiben. Doch dann wurde die Idee im Kopf immer klarer, dass es keinen Sinn macht, DSS weiter zu betreiben, ohne zu den Ursprüngen zurückzufinden, zur eigentlichen Idee. Und plötzlich waren wir uns einig, dass wir DSS noch einmal neu beleben und es diesmal richtig(er) angehen wollen. Zum eigentlichen Kick-off kam es jedoch erst im Frühjahr diesen Jahres. Seitdem sind wir im Rahmen unserer Lebensumstände fleissig, die natürlich anders als vor 20-25 Jahren liegen. Das Demo von „Herbst“ wurde noch einmal völlig neu aufgebaut und Andreas lieferte neue Vocals. Es macht Lust auf mehr. DSS ist in seiner Urform zurück, nur gereifter. Unser Zeit ist knapper, aber der Wille ist wieder da und die Kreativität ist zurück. Wir haben dazu gelernt und jeder für sich wertvolle Erfahrungen, auch musikalische, gesammelt. Wie das so ist im Leben.

Was kommt also jetzt? Wissen wir noch nicht, es gibt keinen Plan. Warum wollen es denn zwei Endvierziger, die es vor einem knappen Vierteljahrhundert in der Szene gerade einmal zu einer Randnotiz brachten, noch einmal wissen? Die Musikwelt hat sich extrem gewandelt und auf uns wartete damals bereits niemand und heute erst recht nicht. Die Antwort ist einfach – weil wir Bock darauf haben, unsere gemeinsame Kreativität auf die Spur(en) zu bringen. Und weil wir das vollenden wollen, was uns damals nicht glückte. Und weil wir nach wie vor denken, dass DSS etwas Einmaliges ist.

Wir haben bereits einige neue Songideen in der Mache und den Spaß an gemeinsamer(!) Musik wiedergefunden. Und das ist viel wert. Die Zeit der Nachlassverwaltung ist vorbei. Daher ist neue Musik wichtiger, als alles andere. Denn gequatscht wurde lange genug und wir hoffen, dass wir euch bald etwas auf die Ohren geben können. Wir machen uns jedoch keinen Druck und das, was wir produzieren, muss erst einmal unseren eigenen Ansprüchen genügen, bevor wir es veröffentlichen. Also wartet bitte einfach ab.

Falk und Andreas